Vitamin D ist ein allgegenwärtiges Thema in Gesundheitsdiskussionen. Die Bezeichnung „Vitamin“ ist allerdings irreführend: Bei Vitamin D handelt es sich um ein Hormon. Wie Geschlechtshormone und Cortisol gehört Vitamin D zu den Steroidhormonen, die im Zellkern ihre Wirkung entfalten. Um ausreichend aktives Vitamin D im Körper zu haben, sind Haut, Leber und Niere sowie die Sonne als äußere Quelle notwendig. Nur etwa zehn Prozent des Vitamin D-Bedarfs können über Nahrungsmittel wie fetthaltigen Fisch, Eigelb und Leber gedeckt werden. Der Hauptanteil wird vom Körper über die Haut gebildet. Die Menge und Effizienz der Vitamin D-Bildung hängen maßgeblich von der Sonneneinstrahlung ab.
Ein Mangel an Vitamin D kann zu einem Absinken des Calciumspiegels führen. Als Reaktion darauf steigen die Parathormonwerte an. Dies kann zu einem sekundären Hyperparathyreoidismus führen, einer erhöhten Konzentration von Parathormon im Blut. In der Folge wird vermehrt Knochen abgebaut und nicht ausreichend wieder aufgebaut — das Gleichgewicht ist gestört.
Vitamin D und Parathormon arbeiten synergistisch zusammen, um den Calciumstoffwechsel und die Knochengesundheit zu unterstützen. Eine ausreichende Zufuhr von Vitamin D spielt dabei nicht nur für die Knochen, sondern auch für das Immunsystem eine bedeutende Rolle. Studien zufolge kann das Ausgleichen eines bestehenden Vitamin D-Mangels die Häufigkeit von Erkältungen verringern. Ein Mangel an Vitamin D geht oft einher mit Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und Autoimmunerkrankungen. Hier ist jedoch zu betonen, dass der Vitamin D-Mangel nicht zwangsläufig auch die Ursache dieser Erkrankungen ist.
Ein ausgeprägter Mangel an Vitamin D kann besonders für Kinder schwerwiegende Konsequenzen haben, insbesondere in Form der Rachitis. Hierbei führt ein Defizit an Vitamin D zu einer unzureichenden Versorgung mit Calcium und Phosphat. Die Knochen verlieren dadurch ihre Festigkeit, sie werden weich und neigen zu Verformungen. Fehlstellungen, Beinverkrümmungen oder der charakteristische rachitische Rosenkranz, bei dem einer Perlenschnur ähnelnde Knötchen an den Verbindungsstellen zwischen Knochen und Knorpel entstehen, sind typische Erscheinungsbilder der Mangelerkrankung. Rachitis im Erwachsenenalter wird als Osteomalazie bezeichnet. Die typischen Knochenerweichungen äußern sich hier in dumpfen Schmerzen und häufigen Brüchen.
Unzureichende Sonneneinstrahlung und häufiger Aufenthalt in geschlossenen Räumen beeinträchtigen die körpereigene Produktion von Vitamin D. In mittleren Breitengraden hat deshalb fast die Hälfte der Bevölkerung einen leichten Vitamin D-Mangel.