Ein erhöhter Prolaktinspiegel im Körper hat in den meisten Fällen seine Ursache in der bevorstehenden oder kürzlich erfolgten Geburt eines Kindes. Der Anstieg des Hormons erfolgt hier zur Anregung der Milchproduktion, hohe Prolaktinwerte sind daher erwünscht und notwendig. Bei einem starken Anstieg des Hormons aus anderen Gründen bedarf es jedoch einer weiteren Untersuchung.
Der Begriff „Prolaktin“ leitet sich vom Lateinischen bzw. Altgriechischen ab und setzt sich aus den Wörtern „pro“ (für) und „lac“ bzw. „galaktos“ zusammen, beide bedeuten Milch. Prolaktin fördert während der Schwangerschaft die Entwicklung der Brustdrüsen und später die Milchproduktion (Laktation). Die Produktion wird durch den Saugreiz des Säuglings ausgelöst, wodurch die Prolaktinmenge steigt.
Die Prolaktinwerte können je nach Lebenssituation variieren, z. B. bei Stress, nach Brustoperationen oder bei Einnahme bestimmter Medikamente wie Psychopharmaka oder Geschlechtshormone. Ein übermäßiger Prolaktinspiegel im Blut wird als Hyperprolaktinämie bezeichnet. Deutlich erhöhte Werte weisen dagegen auf ein Prolaktinom, einen Tumor, hin.
Prolaktinome, die häufigsten hormonproduzierenden Tumore in der Hypophyse, sind in den meisten Fällen gutartig. Hier liegt der Prolaktinspiegel mindestens vier- bis fünfmal höher als die obere Normgrenze. Prolaktin hemmt die Ausschüttung des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH) und beeinträchtigt die Freisetzung von follikelstimulierendem Hormon (FSH) und luteinisierendem Hormon (LH). Ein Mangel an FSH und LH stört die Reifung von Keimzellen, also die Spermienbildung beim Mann oder die Reifung von Eizellen bei Frauen.
Symptome bei Frauen können Störungen des Menstruationszyklus, Unfruchtbarkeit und spontaner Milchfluss (Galaktorrhoe) umfassen. Bei Männern kann sich ein Prolaktinom in Libido- bzw. Potenzstörungen, verschlechterter Spermienqualität bis hin zur Unfruchtbarkeit, vermindertem Bartwuchs und Sexualbehaarung und ebenfalls spontanem Milchfluss äußern. Da Prolaktinome oft unentdeckt bleiben, können Beschwerden wie Kopfschmerzen und Sehstörungen auftreten, wenn sich das Tumorgewebe ausbreitet und gesundes Gewebe verdrängt oder die Funktionstüchtigkeit der Hirnnerven beeinträchtigt.
Eine milde, stressbedingte Hyperprolaktinämie erfordert in der Regel keine medikamentöse Behandlung, sondern eher eine Anpassung des Lebensstils, da eine Reduzierung von Stress auch den Prolaktinspiegel senken kann. Medikamentös bedingter Prolaktinüberschuss bleibt oft unbehandelt und verschwindet in der Regel nach Absetzen der entsprechenden Medikamente. Bei kleinen, beschwerdefreien Prolaktinomen kann auf eine Behandlung verzichtet werden, jedoch ist eine regelmäßige Kontrolle des Prolaktinspiegels und der Tumorgröße erforderlich.